Medikamente können Krankheiten lindern bzw. heilen. Sie werden aber auch häufig falsch und ohne ärztliche Verschreibung verwendet und du kannst davon abhängig werden.

Wie auch bei anderen Drogen können die Betroffenen körperliche und/oder psychische Entzugserscheinungen bekommen.

 



Welche Tabletten machen süchtig?

Theoretisch kann man von sehr unterschiedlichen Medikamenten abhängig werden.

Immer dann, wenn man eine spezielle Wirkung haben möchte und diese über einen längeren Zeitraum wieder versucht herbeizuführen, droht eine Gefahr. Folgende Medikamente werden häufig Gegenstand einer Tablettensucht:

  • Schlaf- und Beruhigungsmittel, um besser schlafen oder sich entspannen zu können
  • Schmerzmittel
  • Anregungs- und Aufputschmittel wie z.B. Koffeintabletten
  • Appetitzügler, die Menschen verwenden, um abzunehmen

Menschen konsumieren manchmal Medikamente, um negative Gefühle zu beeinflussen (z.B. Unlust, Angst oder Schmerz).

Viele Menschen nehmen Tabletten ein, ohne sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Bei Schmerzen nimmt man nach eigenem Ermessen ein Mittel gegen Schmerzen, bei Müdigkeit was zum Wach bleiben oder bei Stress etwas Beruhigendes. In der Regel gibt es gegen jedes Wehwehchen eine Pille. Da in den meisten Apotheken nachgefragt wird, warum die Kund_innen dieses oder jenes Medikament benötigen, bestellen viele Betroffene ihre Ware im Internet.

Die Tablettensucht wird auch als „stille Sucht“ bezeichnet, weil sie vom sozialen Umfeld wie Freund_innen oder Familie nicht bemerkt wird.


Ab wann ist es Medikamenten-Missbrauch?

Ein Medikamenten-Missbrauch liegt vor, wenn eine höhere Dosis als verordnet oder über einen längeren Zeitraum als notwendig eingenommen wird. Oder wenn ein Medikament ohne medizinische Verschreibung konsumiert wird.

Als Beispiel: Du hast starke Rückenschmerzen. Deine Hausärztin verschreibt dir ein Schmerzmittel, das gleichzeitig auch die Muskeln entspannen lässt. Du sollst es maximal eine Woche nehmen. Da du aber damit so gut schläfst, nimmst du es über Wochen täglich. Als die Packung leer ist, hast du Schwierigkeiten, ohne Tablette einzuschlafen.

Weitere Merkmale sind:

  • Meist haben Betroffene keine Kontrolle und keinen Überblick mehr über ihre Medikamenteneinnahme.
  • Entzugssymptome treten auf wie z.B. Nervosität, vermehrtes Schwitzen, Durst, Schlaflosigkeit, Muskelzittern, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Halluzinationen... 
  • Um an die gewünschten Medikamente heranzukommen, denken sich Betroffene oft Lügen aus, um weitere ärztliche Rezepte zu erhalten.

Es ist schwierig ohne professionelle Hilfe eine Tablettensucht zu überwinden. Lass dich dabei beraten und unterstützen. 


Sinnvoller Umgang mit Medikamenten

Medikamente sind in der Regel chemische Cocktails mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen.

Wenn wir krank sind oder Schmerzen haben, spricht nichts gegen eine kurzzeitige Anwendung unter ärztlicher Aufsicht.

Als Patient_in hast du das Recht nachzufragen, warum dir was genau verordnet wird. Wenn dir nicht ausreichend erklärt wird, warum du bestimmte Medikamente nehmen musst, macht es Sinn in der Apotheke nachzufragen.

Weitere Tipps zum Schutz gegen Medikamenten-Missbrauch sind:

  • Lies dir die Packungsbeilage gut durch.
  • Achte auf deinen Körper und auf eventuelle Nebenwirkungen.
  • Schone dich bei Schmerzen oder Krankheit. Halte dich genau an die ärztliche Verordnung zur Einnahme.
  • Kommt dir die Einnahmezeit zu lang vor, frag nach, ob es wirklich notwendig ist.
  • Setz Medikamente nicht einfach so ab, sondern besprich es mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Manche Medikamente müssen langsam abgesetzt werden (= ausschleichen).
  • Frag deinen Arzt oder deine Ärztin nach pflanzlichen Alternativen.

Anabolika

Anabolika gibt es in Tabletten- oder Pulverform und dienen dem verstärktem Muskelaufbau. Meist werden Anabolika im Rahmen von Bodybuilding oder Leistungssport konsumiert, um die Muskeln schneller wachsen zu lassen.

Anabolika können süchtig machen und haben viele verschiedene Nebenwirkungen, z.B.:

  • der Hormonhaushalt wird durcheinander gebracht
  • Akne
  • Herz-Kreislauf-Probleme wie Schwindel oder Herzrasen
  • bei Männern: Schrumpfhoden
  • bei Frauen: vermehrte Körperbehaarung

Wer regelmäßig trainiert, kann auch ohne Anabolika erfolgreich Muskeln aufbauen. Lass dich von deinem Hausarzt, deiner Hausärztin beraten.

Lies mehr über Trainingsmythen & Muskelmasse.


Benzos, Tilidin & Co

Auch jungen Menschen werden regelmäßig Benzodiazepine (umgangssprachlich "Benzos" genannt), Opioide oder andere Schmerz- und Beruhigungsmittel verschrieben. Gängige Medikamente sind z.B. Xanor, Psychopax, Temesta, Rohypnol und Somnabene.  Immer wieder kommt es vor, dass die Anwendungszeit viel zu lange ist und Betroffene davon abhängig werden. Die Einnahme von Benzos sollte im besten Fall immer therapeutisch begleitet werden.

Psychotherapie machen

Dazu kommt, dass in vielen Hiphop- oder Rap-Songs Substanzen wie z.B. Tilidin, Hustensäfte mit Codein ("Purple") oder Benzos verherrlicht werden. Man fühlt sich wie in Watte gepackt, die Welt wird erträglicher, alles ist rosa... Die Medikamente werden oft am Schwarzmarkt erworben. Sie wirken stark beruhigend, machen euphorisch oder schläfrig. Mitunter kann es auch zu einer Bewußtlosigkeit führen.

Was in den Songs nicht erzählt wird: Wie schnell sich eine Medikamentensucht entwickeln kann und wie schwer der Entzug davon ist. Einer, der es geschafft hat von der Sucht loszukommen und der offen darüber spricht, ist der Rapper Capital Bra

Melde dich bei uns, wenn du dazu Fragen hast.

Bei einem Drogen-Notfall ruf sofort die Rettung unter Tel. 144!


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Anton-Proksch-Institut

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Letzte Aktualisierung: Mai 2023

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